3. Konfiguration

3.1. Die Konfigurationsdatei

Einige Dinge können an dem Programm konfiguriert werden. Dies geschieht dauerhaft über die Konfigurationsdatei $HOME/.muttprintrc oder systemweit /etc/Muttprintrc. Benutzereinstellungen überschreiben systemweite Einstellungen.

Zusätzlich kann mit der Option -r filename eine weitere Konfigurationsdatei angegeben werden, die dann als letztes eingelesen wird und auch Kommandozeilenparameter überschreibt. Dies eignet sich insbesondere zum Verwenden mehrerer Konfigurationsdateien und lässt sich z. B. gut mit irgendwelchen Hooks kombinieren.

Die Konfigurationsdatei ist so aufgebaut, dass verschiedenen Variablen Werte zugewiesen werden -- etwas anders als bei der .muttrc. Zuerst steht der Name der Variablen. Es wird zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden; übernehmen Sie die Namen genauso wie in der Dokumentation geschrieben. Dann folgt ohne Leerzeichen das Gleichheitszeichen (=) und dann der Wert. Anführungszeichen (' oder ") sind optional.

Eine Beispielskonfigurationsdatei (sample-muttprintrc) wird mit dem Skript verteilt. Bei der Installtion der RPM oder Debian-Pakete ist sie bei der Dokumentation, also unter /usr/share/doc/packages/muttprint/, zu finden.

Ein Beispiel für eine korrekte Zuweisung:

VARIABLE=Wert

Grundsätzlich funktioniert das Skript aber ohne Anpassungen, es gibt für jeden Wert Standardeinstellungen. Es empfiehlt sich aber, sich die Möglichkeiten der Anpassung anzuschauen.

3.1.5. Duplexdruck

Muttprint ermöglicht manuellen Duplexdruck, indem es zuerst die ungeraden Seiten und dann die geraden Seiten druckt. Dazwischen wird eine kurze Pause eingelegt.

Um den Zeitpunkt zu berechnen, nachdem der Druck der geraden Seiten beginnen soll, muss Muttprint die Druckgeschwindigkeit kennen, siehe Abschnitt 3.1.7.

Um den Duplexdruck zu aktivieren, muss DUPLEX auf on gesetzt werden.

Wenn Sie einen echten Postscript-Drucker besitzen und dieser Duplexfähigkeiten besitzt, sollten Sie DUPLEX auf printer setzen. Dadurch wird der Postscriptcode verändert, so dass der Drucker angewiesen wird, die Duplexfähigkeit zu benutzen; bei CUPS wird einfach die entsprechende Option benutzt.

3.1.8. Schriftart

Der Ausdruck kann mit verschiedenen Schriften erfolgen. Dazu ist FONT gedacht. Der Wert Latex (Standardeinstellung) ist dabei der Standard-LaTeX-Font aus der EC-Familie. Mit Latex-bright wird die Schrift Computer Modern Bright verwendet. Diese Schrift ist aufgrund ihrer Lizenz oft standardmäßig nicht verfügbar[1].

An Postscript-Schriften sind noch auch noch Times, Palatino, Utopia, Charter Bookman, CentSchool (New Century Schoolbook), Chancery (Zapf Chancery), Helvetica oder AvantGarde möglich.

Natürlich müssen die Schriften auch auf Ihrem System installiert sein. Da aber auf Linux-Systemen die LaTeX-Distribution teTeX Standard ist, dürfte dies kein großes Problem sein.

3.1.10. Formatierung des Mailtextes

Der eigentliche Mailtext wird von Muttprint in Text und Signatur aufgespaltet. Wenn eine Signatur vorhanden ist und sie nicht gelöscht werden soll (siehe Abschnitt 3.1.18), können beide Bestandteile getrennt formatiert werden.

Zum Drucken des Mailtextes verwendet Muttprint das LaTeX-Paket fancyvrb.sty, das zahlreiche Formatierungsoptionen bietet. Die Optionen, die der Verbatim-Umgebung übergeben werden, können über die beiden Variablen VERBATIMNORMAL (für den normalen Text) und VERBATIMSIG übergeben werden.

Die genaue Syntax entnehmen Sie der Dokumentation zu fancyvrb.sty, die mit texdoc fancyvrb aufgerufen werden kann. Standardmäßig wird die Signatur in Kursivschrift gedruckt. Es sind auch Rahmenlinien konfigurierbar.

Wenn Sie keine getrennte Formatierung von Mailbody und Signatur wünschen, können Sie VERBATIMSIG auf raw setzen. Dann wird die Signatur ganz normal als Mailtext betrachtet und wie dieser gedruckt (inkl. des Signaturtrenners).

Hier einige Beispiele:

  • fontshape=it,frame=topline: kursive Schrift, Rahmenlinie über dem Block

  • fontfamily=helvetica,fontseries=b: Schriftart Helvetica, fett

  • numbers=left,stepnumber=5: Zeilennummerierung alle 5 Zeilen

3.1.16. Datum

Die DATE-Option erlaubt zwei Einstellungen: original und local. Bei original druckt Muttprint das Datum unverändert so, wie es im Date-Header der Mail erscheint, d. h. auf English und in der Zeitzone des Absenders.

Wird diese Option auf local gesetzt, konvertiert Muttprint die Zeitzone in Systemzeitzone und gibt das Datum in der Landessprache aus[2].

Das Format des Datums kann über die Variable DATE_FORMAT beeinflusst werden. Als Argument wird ein Formatstring akzeptiert, z. B. "%A, %d. %B %Y %H:%M:%S". Die Anführungszeichen sind notwendig, weil der String Leerzeichen enthält. Die strftime(3)-Manpage enthält Details darüber.

3.1.19. Quoting nicht mitdrucken

Oft wird nicht sinnvoll[3] zitiert sondern die ganze Mail über mehrere Ebenen angehängt, so dass der Ausdruck zu lang und unübersichtlich wird.

Ist REM_QUOTE auf on gesetzt, so wird das Quoting nicht mitgedruckt. Zum Erkennen wird der reguläre Ausdruck von Mutt in der Standardkonfiguration eingesetzt (siehe Mutt-Manual). Es sollte also der von Mutt farblich hervorgehobene Text nicht gedruckt werden, was einem toggle quote (Shift-t) von Mutt auf dem Bildschirm entspricht.

3.2. Kommandozeilenparameter

Die meisten Konfigurationsmöglichkeiten sind auch über Kommandozeilenparameter realisierbar. Dies hat den Vorteil, dass evtl. eine einfachere Integration in das Mailprogramm (z. B. mit eigenen Makros) möglich ist.

Eine ausführliche Beschreibung aller Parameter erhalten Sie mit muttprint -h oder in der muttprint(1)-Manpage.

Die Wirkung der Optionen ist analog zu der Konfigurationsdatei, jedoch überschreiben Kommandozeilenparameter alle andere Einstellungen.

3.3. Verschiedene Sprachen

Das Skript unterstützt verschiedene Sprachen. Normalerweise wird die Umgebungsvariable LANG auf den jeweiligen Wert gesetzt, z. B. de, it, fr, es oder en, also die jeweilige Abkürzung nach ISO 639. Es werden nur die ersten beiden Zeichen beachtet, ein de_DE.ISO-8859-15 führt also zum gewünschten Ergebnis. Wird ein unbekannter Wert verwendet, so ist die Voreinstellung Englisch.

Eine Übersicht über alle Übersetzungen finden Sie in der Datei README.translations, die mit der Dokumentation installiert wird und sich im selben Verzeichnis befindet.

Wenn für Muttprint eine andere Sprache als im restlichen System verwendet werden soll, so kann ganz einfach die Variable LANG in der Konfigurationsdatei .muttprintrc definiert werden.

3.3.2. Zeichensätze

Muttprint unterstützt verschiedene Zeichensätze für den Ausdruck. Hier eine kurze Übersicht:

Mit diesen Zeichensätzen werden die meisten Sprachen mit lateinischen Schriftzeichen abgedeckt. Die Zeichensatzbehandlung basiert weitgehend auf dem LaTeX-Paket inputenc.sty, wurde jedoch noch erweitert.

Der Standardzeichensatz ist Latin-1. Wenn Übersetzungdateien vorhanden sind, dann wird der Zeichensatz in den landespezifischen geändert. Zum Beispiel wird bei Deutsch der Zeichensatz Latin-9 eingestellt, damit das Eurozeichen korrekt gedruckt werden kann, und bei Tschechisch Latin-2, da es sich um eine osteuropäische Sprache handelt.

Darüber hinaus kann der Zeichensatz in der Konfigurationsdatei mit der Variable CHARSET geändert werden. Normalerweise sollte hier der Zeichensatz stehen, der für die Bildschirmanzeige verwendet wird, vgl. die Variable charset in Mutt.

Wird CHARSET auf den Wert auto gesetzt, versucht Muttprint, einen passenden Mailheader zu finden, aus dem sich der Zeichensatz der Mail ergibt. Diese Einstellung ist jedoch mit Vorsicht zu verwenden. Mutt passt zum Beispiel die Ausgabe an den Bildschirmzeichensatz an. Auf der anderen Seite kann die Einstellung nützlich sein, wenn man oft Mails mit unterschiedlichen Zeichensätzen ausdruckt.

Neben den Zeichensätzen aus der ISO-Latin-Familie unterstützt Muttprint auch die Windows-Erweiterungen Windows-1252 (Westeuropa) und Windows-1250 (Osteuropa). Diese Zeichensätze erweitern die ISO-Zeichensätze um einige weitere Zeichen, u. a. um typographische Anführungszeichen, Promillezeichen oder das Eurozeichen. Gerade letzteres dürfte aufgrund der großen Vergreitung von Windows oft an der Stelle 128 (dezimal) auftauchen -- z. T. fälschlicherweise als ISO-8859-1 deklariert. Muttprint druckt die Mail trotzdem korrekt, vorausgesetzt der Mailclient übergibt die Mail unverändert.

Seit Version 0.70 unterstützt Muttprint auch den Druck von Mails mit kyrillischen Schriftzeichen -- in diesem Fall lautet der Zeichensatz koi8-r. Bitte beachten Sie dass dies nicht mit allen LaTeX-Systemen funktioniert, empfohlen wird teTeX ab Version 2.0. Außerdem dürften nur die wenigsten Schriften die benötigten Zeichen enthalten -- bitte verwenden Sie in diesem Fall die LaTeX-Standardschriften, siehe auch Abschnitt 3.1.8.

Eine vollständige Übersicht über die Zeichensätze aus der ISO-8859-Familie mit Zeichentabellen finden Sie unter http://czyborra.com/charsets/iso8859.html (Englisch).

Fußnoten

[1]

Sie können die Schrift trotzdem selber aus dem CTAN herunterladen und auf Ihrem System installieren. Sie finden die Schriften unter CTAN:/tex-archive/nonfree/fonts/cmbright/ (CTAN = Comprehensive TeX Archive Network besteht aus einem Netzwerk mehrerer Server. Der CTAN-Server in Deutschland ist ftp://ftp.dante.de).

[2]

Dies funktioniert unabhängig von den Muttprint-Übersetzungsdateien über die Betriebssystemfunktionen. Trotzdem beeinflusst die Variable LANG (siehe Abschnitt 3.3) in der Konfigurationsdatei die Datumssprache.

[3]

siehe http://learn.to/quote/ für eine Anleitung zum richtigen Zitieren